Kapitel1:
Kimba und Rocky bekommen ein neues Zuhause
Das ist die Geschichte von zwei Landkatzen, die ein Zuhause in der großen Stadt finden sollen.
Es begann damit, dass Martina, die Freundin unseres neuen Katzenpapis und Alpha-Tieres sich in ein Pferd verliebt hatte - jaja, Frauen tun so was manchmal - meist sind sie da zwar im pubertierenden Alter oder jünger, aber das macht ja nichts - Liebe kennt keine Altersgrenzen und wenn's passiert, dann passiert's eben.
Zu Ihrer Verteidigung muss ich aber sagen, dass sie immer schon von einem eigenen Pferd geträumt hat und sich diesen Wunsch eben jetzt erfüllt hat - ein pubertierendes Mädchen hat eben auch nicht das nötige Kleingeld.
OK, soweit zur Vorgeschichte - da leben wir also, Rocky und meine Wenigkeit, Kimba, auf einem Gestüt in Niederösterreich - um es zu präzisieren, auf dem größten Vollblutaraber-Gestüt Österreichs in Prein an der Rax - gleich neben Reichenau, wem das mehr sagt.
Martina war auch schon oft heroben, nur Didi, der ließ sich nur selten blicken, wiewohl ich weiß, dass er Pferde auch sehr gerne mag, denn schließlich hat er mal auf einer Schulsportwoche Reiten gelernt - tja, lang, lang ist's her. So ungeschickt stellt er sich auf Pferden aber gar nicht an, denn ich hab ihn vor ein paar Wochen - bei einem seiner seltenen Besuche - beobachtet, wie er auf unserer Rassaly - eine gutmütige Stute - geritten ist. Und zwar ohne Sattel und Zaumzeug, wie es eben bei uns am Gestüt üblich ist, da unsere Pferde nach dem NHT-Prinzip erzogen werden.
Für diejenigen, die jetzt nicht wissen, was diese ominöse Abkürzung bedeutet sei gesagt, dass es sich hierbei um die "Pferdeflüsterer-Methode" oder "Natural Horsemanship Training" handelt, d.h. unsere Pferde werden auf völlig natürlicher Weise mit Handzeichen "gesteuert".
OK, schon wieder vom Thema abgekommen - ich hoffe ihr gebt mir soviel Zeit, dass ich meine Geschichte zu Ende erzählen kann.
Also, am 5.Juni 2004 war Tag der offenen Tür bei uns am Gestüt - und siehe da, auch Didi hat sich diesmal "heraufverirrt" und kam sogar schon am Vorabend. Am nächsten Morgen ist ihn dann zum ersten Mal Rocky begegnet - und es war bei Beiden "Liebe auf den ersten Blick".
Rocky kam sofort zum Schmusen und ließ nur von Didi ab, wenn die rollige Katze, die er die ganze Zeit verfolgte (mit zwei anderen Katern, übrigens), zu einem Platzwechsel ansetzte. Dann musste er natürlich hinterher - Streicheln und Schmusen in allen Ehren, aber wenn eine willige Katzendame in der Nähe ist ...
Aber sie sahen sich sehr oft an diesem Tag und Didi bewunderte seine Coolness und Leichtfüßigkeit, mit der er übers Gestüt stolzierte und sich bewegte. Er fragte dann - nachdem er -zig Fotos von Rocky gemacht hatte, wer denn der Kater sei, der da draußen herumstolziert. Von Ronny, dem Tierpfleger bekam er dann die Antwort, dass es sich, der Beschreibung nach, um Rocky handeln muss. Na logisch - wie sollte solch ein Kater auch heißen ?
Allerdings erfuhr Didi auch, dass Rocky von sechs Katern der Rangletzte ist und dass die anderen Kater ihn ständig prügelten und ihn immer wieder in den Wald trieben. Er war auch der Einzige der fingernagelgroße Zecken am Hals hatte, eben, weil er in den Wald getrieben wurde von den anderen Katern. Kein leichtes Los, der - oder in diesem Fall - das Letzte zu sein.
Aber wie schon gesagt, an seiner Frohnatur konnte auch das nichts ändern - er bewegte sich so edel und erhaben, als ob er der Alpha-Kater des Gestütes wäre. Damit stand Didi's Entschluss schon fast fest, Rocky ein neues Zuhause zu geben, wenn er auch noch dazu eine Katzendame findet, die sich gut mit ihm versteht.
Also wurde Marianne, die Freundin des Gestütsbesitzers Gerhard, gefragt, ob es denn eine Katzendame gibt, auf die diese Attribute zutreffen. Ihre Worte waren: Kimba würde gut zu ihm passen, denn sie ist auch eher eine Ruhige, die nicht immer bei den Anderen ist". Tja, das bin ich - Kimba. Allerdings habe ich es Didi und Martina nicht leicht gemacht, denn ich war natürlich nicht da, als sie mich gesucht haben - hihi.
Ronny hat ihm zwar all meine Lieblingsplätze verraten, aber - ratet mal - ich war natürlich nicht dort.
So hat Didi sich zuerst darauf konzentriert Rocky zu finden, um ihn in die Sattelkammer zu verfrachten, wo er dann zuerst auf mich warten sollte und wo wir dann gemeinsam warteten, dass die Beiden (Didi & Martina) nach Hause fahren und uns mitnehmen.
Ob ihr's glaubt oder nicht - Rocky hat Lunte gerochen und war plötzlich gar nicht mehr so erfreut, Didi zu sehen, denn schließlich wusste er ja nicht um seine guten Absichten - aber das Spiel war lustig, noch dazu, wo es in der Zwischenzeit zu regnen begann. Das ging so: Didi schleicht sich an Rocky ran und als er schon ganz nah war, um ihn erst mal zu streicheln - husch - war Rocky schon wieder ein paar Meter weiter und grinste sich eines - ich hab's genau gesehen.
Nachdem die Beiden dass einige Zeit gespielt hatten, wurde es Didi doch ein wenig zu nass und er suchte Unterschlupf im Reiterstüberl, über das ich Euch nichts erzählen kann, da wir Katzen dort Eintrittsverbot haben.
Nach einiger Zeit kam er dann wieder heraus um seine Freundin zu suchen, die sich bei den Pferden aufhielt. Als die beiden aus den unteren Stallungen heraufkamen, meinte Didi zu Martina "Wow, wer ist denn das da?" Huch, ich war entdeckt ! Schnell die Stiegen rauf in die Dachwohnung über dem Reiterstüberl und gut verstecken - vielleicht finden sie mich ja nicht. Martina rief daraufhin Marianne um zu fragen, wer ich denn sei.
Na ja, kurze Zeit drauf saß ich dann als Erste in der Sattelkammer und wartete auf Rocky, der bald darauf zu mir dazustieß. So harrten wir beide im Warmen und Trockenen der Abholung durch Didi und Martina, die dann auch prompt kamen und uns in einen Transporter steckten, wo wir dann das erste Mal in unserem Leben auf Reise gingen - das war vielleicht aufregend, so aufregend, dass einer von uns beiden seinen Harndrang nicht mehr zurückhalten konnte und plötzlich der halbe Transporter unter Wasser stand.
Brav wie unsere beiden zukünftigen Diener sind, sind sie natürlich bei der nächsten Gelegenheit stehen geblieben und Didi lief in die Tankstelle hinein und kaufte die zwei teuersten Rollen Klopapier seines Lebens, damit er uns vor dem Ertrinkungstod retten konnte - OK, das war jetzt ein klein wenig übertrieben ... aber nass war's schon ganz schön. Ich weiß auch gar nicht mehr, wer von uns beiden das war - schließlich waren wir beide ob unserer ersten Autofahrt ziemlich aufgeregt.
Wie wir aus den Gesprächen der Beiden mitbekommen hatten, war unserer erstes Ziel "die Susanna" - im Laufe des Gespräches erfuhren wir, dass Sie von Frau MMag. Susanna Weber gesprochen haben und dass es sich um die netteste und beste Tierärztin handelt, die es auf der ganzen Welt gibt. Ich hielt das zuallererst für vollkommen übertrieben und vor allem verstand ich nicht, warum wir zu ihr fuhren, denn Tierärzte kommen doch nur zu Pferden - zumindest habe ich unseren Tierarzt vom Gestüt noch nie gesehen, dass er zu einer von uns Katzen gekommen wäre. Er kam immer nur zu den Pferden.
Na ja, war ja auch klar - wir Katzen sind ja auch viel robuster als die Pferde, die hie und da auch Menschen tragen müssen, weil die zu faul zum Gehen sind. Außerdem haben wir ja neun Leben und ein Pferd hat nur eines - somit besteht ja keine Notwendigkeit, dass wir uns untersuchen lassen müssen.
Na da hab ich mich aber getäuscht, denn sowohl Didi als auch Susanna sahen das ein wenig anders. Gut dachte ich mir - schauen wir uns mal an, was diese so vielgelobte Tierärztin kann.
Leute, ich sag Euch Eines - ich war und bin völlig begeistert von dieser Frau - nicht nur, dass sie sich extra an ihrem freien Tag - einem Samstag noch dazu - für mich und Rocky Zeit genommen hat, ist sie auch sehr behutsam mit mir bei der Untersuchung umgegangen. Nicht einmal das Pieksen mit der Nadel für die Blutuntersuchung hat wehgetan - OK, zugegeben - jeden Tag muss ich es nicht haben, aber es war OK. Die Ohren wurden mir dann auch noch ausgeputzt und eingetropft, da ich Milben hatte und eine Tablette zum Entwurmen bekam ich auch noch. Didi setzte mich dann noch auf die Waage und als er mich wieder auf den Untersuchungstisch setzte meinte er zu Susanna "Schau Dir bitte mal den Bauch an - irgendwie ist der aufgebläht".
Und Susanna drückte auf meinem Bauch herum und meinte, außer, dass meine Nieren ein wenig vergrößert sind, ist abgesehen von etwas Kugelförmigen nichts Auffälliges zu merken. Daraufhin rasierte sie mir meinen Bauch ein wenig ab und ging mit mir zu so einem Gerät, das sie Ultraschall nannte. Uiui, sie schmierte mir dann eine kalte durchsichtige Creme auf den Bauch und bewegte einen Apparat, der sich angenehm anfühlte auf meinem Bauch hin und her.
Und was glaubt Ihr - Überraschung ... ich bin trächtig ! Hähähä, als ob ich das nicht ohnehin gewusst hätte - aber mich fragt ja keiner. Sie meinte, dass ich ungefähr bei der Halbzeit der Schwangerschaft sein müsste, sodass Didi in ungefähr 4 Wochen Katzen-Opa wird. Alle starrten auf den Schwarz-Weiß Bildschirm und Susanna zeigte den Beiden meine Kinder. Sie meinte, dass es drei bis vier sind, wobei man drei ganz deutlich sieht, das vierte sich aber möglicherweise ein wenig hinter den anderen versteckt.
Na gut, hätten wir das auch geklärt - jetzt aber war Rocky an der Reihe. Und Ihr glaubt es nicht - so cool und lässig dieser Kater am Gestüt war - jetzt hatte er ein wenig Panik. Nicht etwas, dass er die völlige Panik hatte, aber ganz so cool wie ich, war er nicht. Natürlich nicht, denn schließlich ist er ja ein Mann - haha.
Aber auch er hatte die Untersuchungsprozedur bald hinter sich und im Nachhinein erzählte er mir, dass er sowieso der Coolste sei und dass er nur so getan hätte, als ob er ein wenig Angst hat. Aber ich weiß nicht so wirklich, ob ich ihm das abkaufen soll ...
Gut, wir beide wieder rein in den Transporter und nun ab in unser neues Zuhause. Dort angekommen stellte uns Didi ins Wohnzimmer, richtete nebenbei das Kisterl, das er sich in der Zwischenzeit von Martina ausgeborgt hatte, her, machte uns Futter und stellte Wasser hin und dann öffnete er die Transporter-Türe in der Erwartung, dass wir Beide rausstürmen und unser neues Zuhause sofort erkunden.
Ätsch Bätsch - da hatte er’s ich aber in den Finger geschnitten. Wir blieben Beide drin liegen und waren so richtig faul. Nicht mal das Futter konnte uns locken, da wir uns vor der Abfahrt den Bauch noch in der Sattelkammer vollgeschlagen hatten (Marianne brachte uns noch Futter).
Also beschlossen die Beiden, dass Sie den Deckel des Transporters abnehmen, um uns wenigsten zu Gesicht zu bekommen. Des weiteren beschlossen sie, bei uns im Wohnzimmer zu schlafen, damit wir in der ersten Nacht nicht ganz alleine sind.
Diese Gelegenheit nützten wir, um uns unter der jetzt hohlen Couch zu verstecken, sodass uns die Beiden weder erreichen, noch gut sehen konnten. OK, der Hunger war's der mich rausgetrieben hat - nachdem ich eine Zeitlang unter der Couch gesessen bin und Didi mir die Futterschüssel direkt vor die Nase gehalten hat, konnte ich nicht widerstehen - ich geb's ja zu. Aber immerhin kann ich zu meiner Verteidigung sagen, dass es ja nicht nur für mich war, sondern dass auch meine Babies Hunger hatten.
Rocky indessen war durch Nichts und Niemanden dazu zu bewegen, hervorzukommen. Ich weiß nicht, wovor er sich fürchtet, aber er will einfach nicht vorkommen - na ja, wird schon werden, schließlich kann er ja nicht ewig unter der Couch wohnen.
Ich bin dann sogar schon am Kopfpolster von Didi gelegen - mmmh, war das weich und angenehm - da könnt' man sich glatt dran gewöhnen. Und damit war unser erster Abend auch schon vorbei.