Tomi wird noch immer vermisst - und noch immer gesucht. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so viele Suchzettel ausgedruckt und verteilt, dabei ist Tomi nicht mal meine Katze. Ich schätze, wir haben bisher an die 600 Zettel verteilt. Es kommen auch immer wieder Hinweise, meist betreffen sie eine ähnlich aussehende Katze ein paar Wege weiter. Nur der letzte Hinweis war sehr interessant. Es könnte Tomi sein. Die Hausbesitzer, in deren Garten er war, haben ihn fotografiert. Die Tomi-Besitzer sind auch gleich hingegast, aber nach wenigen Minuten ist Kater oder Katze abgehauen. Wenn es Tomi ist, stellt sich die Frage, warum er nicht heimkommt? Keinen Bock darauf? Revierprobleme? Auch unter Kastraten soll es Revierprobleme geben. Wurde Tomi verjagt, weil er schon älter ist? Im Nachhinein erinnerte sich die Frau, am Vormittag des Verschwindens einen Katzenschrei gehört zu haben. Damit wurde die quälende Vorstellung geboren, dass es in Tomis Umfeld einen Katzenhasser geben könnte. Frau, Mann und Tochter fuhren zur Polizei. Diese wollte sie natürlich "abschasseln". Begründung: Da käme ja jeder daher, der eine Katze vermisst. Dann ließen sich die Beamten wenigstens zu einer "Wahrnehmung" überreden, ist weniger als eine Anzeige, aber besser als nichts und es gibt eine Aktenzahl dazu. Und dann kam diese letzte Sichtung und wir haben die Theorie vom Tierquäler wieder fallen gelassen. Mit Sicherheit gibt es in jeder Siedlung katzenfeindliche Anrainer. Aber wer bringt ernsthaft eine Katze um? Im 21. Jahrhundert mit einem Bewusstsein für Tierschutz ist das kein Kavaliersdelikt mehr, sondern eine strafbare Handlung. Wird der Täter ausgeforscht und verurteilt, kann man sich mit einer Schmerzensgeldklage dran hängen. Denn der Schmerz über eine verschwundene Katze hält wochenlang an! Die Ungewissheit kann monatelang quälen, manche quält sie auf subtile Art für den Rest ihres Lebens. Auch über einen vermissten Menschen macht man sich ewig Gedanken, was aus ihm geworden sein mag.
@miteli: Autos sind für mich die grösste Gefahrenquelle. Tomis Radius war klein. In dem Bereich fährt man im Schritttempo. Füchse und Marder sind bei Tag kein Thema. Beides haben wir hier zur Genüge, aber eben nur nachts. Es ist unwahrscheinlich, dass Marder oder Fuchs Tomi zum Verhängnis wurden. Marder und Katze sind auch nicht wirklich ein Thema. Fuchs und Katze gehen sich auch eher aus dem Weg. Der Normalfall ist es jedenfalls nicht, dass ein Fuchs eine Katze tötet.
Bezüglich Laura hast du an anderer Stelle geschrieben, dass die Wahrnehmung ein komplexes Thema ist. Natürlich! Und wie! Der Mensch nimmt in der Regel nur wahr, was er wahrnehmen will oder kann. Alles andere wird ausgeblendet. Laura war viel zu wichtig, um einfach ausgeblendet zu werden. Laura war wichtiger als meine eigenen Katzen. Mein Sohn und fallweise andere Personen hätten sie dann auch ausblenden müssen.
Schon kurz nach Lauras Verschwinden habe oder hätte ich ein mögliches Versteck gefunden - es stellte sich aber bei näherer Untersuchung als Irrtum heraus: Im Wintergarten war oben an der Wand eine Dachhalterung ausgebrochen und dort, wo das Eisenstück ausgebrochen war, schien ein Loch zu sein. Ein schlanker Katzenkörper hätte durchgepasst. Ich bin dann auf der Leiter hochgestiegen und habe in dieses vermeintliche Loch hineingegriffen - es war kein Loch. Die Stelle war geschlossen. Ich habe das fotografiert.
Laura ist eines von mehreren ungeklärten Kapiteln in meinem Leben, aber wohl das nachhaltigste. Das Haus ist nicht groß. Es hat keine Winkel, Ecken, Schnörkel, nichts. Die Katzen haben auch nur Wohnzimmer, Treppe und Wintergarten zur Verfügung. So lieb ich die Katzen habe, ich will nicht überall putzen müssen. Ihr Bereich ist überschaubar. Die Möbel, die ihnen zum Kratzen gehören, sind entweder leer oder mit wertlosem Zeug gefüllt. Es gibt keine Wäsche, in der sie sich verstecken können. Ich will, dass meine Katzen herumfetzen können und deshalb ist alles pflegeleicht und überschaubar.
Laura war in einer Dimension, in der es keine Zeit gibt, denn sie war weder dicker noch dünner, als sie wieder "zurück" war. Sie hat weder gefressen noch getrunken und ist dennoch nicht gestorben. Jetzt werden sich einige im Forum wieder veräppelt fühlen, sorry, ist nicht meine Absicht, aber warum sollte ich lügen? Ich schreibe hier Lauras Geschichte auf und die ist nun mal nicht anders.
Dass ich mich nun für einen fremden Kater so interessiere, hat natürlich mit Lauras ungeklärtem Verschwinden zu tun.
@pünktchen: Du lernst, dass die Welt so ist, wie du sie siehst. Ich hoffe, du gehst eines Tages in die Forschung und bereicherst die Welt mit unvorstellbaren Annahmen, die du nach und nach verifizieren kannst. Der Mensch mit seiner Wahrnehmung ist nur ein winziger Teil des Universums. Außer den uns bekannten Kräften, die wir mit unseren "Naturgesetzen" erklären können, gibt es selbstverständlich noch andere Kräfte, die man nicht erklären kann und daher auch nicht wahrnehmen kann! Sich als Mensch für das Maß aller Dinge zu halten, wäre paradox.
@marion: Nein, ich habe noch nicht geschrieben. Ich bin derzeit im Dauerstress. Für ein solches Schreiben braucht man Zeit. Die Worte müssen so gewählt werden, dass man nicht für eine Spinnerin gehalten wird.
Ob Prof. Zeilinger lachen wird/würde, weiß ich nicht, vielleicht schmunzeln schon?
Derzeit frage ich mich noch, ob ich einen derartigen "Sprung in der Schüssel" haben kann, um eine Katze nicht wahrzunehmen, die die ganze Zeit um mich herum ist? Mein Sohn ist ein ziemlich nüchterner Mensch, seine Nüchternheit ist manchmal erschreckend. Zu Laura aber hat er nur ganz kurz gesagt: "Komisch ist das Ganze schon."
Wenn mein nüchterner Herr Sohn einmal sagt, dass etwas komisch ist, dann ist etwas schon sehr, sehr komisch, so komisch, dass man es nicht begreifen kann. Wir haben die ersten beiden Tage ja beide gemeinsam alles auf den Kopf gestellt und Laura gesucht.
Ich frage mich immer wieder, warum der Klerus im Mittelalter solche Jagd auf Katzen gemacht hat. Katzen galten als Begleiterinnen der Hexen. Aber was war denn eine Hexe aus heutiger Sicht? Eine feinfühlige Person, die Dinge vorausahnen konnte oder Kraft ihrer Gefühle (Empathie) Menschen helfen konnte. Dem Klerus war das ein Dorn im Auge. Doch was konnten die Katzen dafür? Beinahe wären sie ausgerottet worden! Katzen, Raben und ein dritte Tierart (vergessen) galten als magische Tiere. Möglicherweise ist da viel mehr dran, als wir heute wahrhaben wollen? Weiß man denn heute nicht von Rabenvögeln, dass sie sehr "intelligent" sind? Was für eine Intelligenz könnte das sein, da Vögel nur ein kleines Hirn besitzen und höchstwahrscheinlich nicht kognitiv denken können? Heute hat sich der Mensch mit Haut und Haar dem Materialismus verschrieben. Dass das nur die eine Seite des Lebens ist, erkennt er nicht oder - nicht mehr. Zum Leben gehören beide Seiten, das Rationale und das Irrationale, allein die Liebe zu Katzen ist bereits irrational.

Esoterik? Bevor mit dem Begriff herumgeworfen mit, sollte er genau definiert werden. Heute ist das fast schon ein Schimpfwort, obwohl es doch nur "Grenzwissenschaft" heißt. LG
Automatisch zusammengeführtes Posting
@Sorry pinselchen! Wie komme ich nur auf pünktchen?

Stress, lass nach...