Zeitproblem...
So, und dann stand eines Morgens der Restmüllkübel vor der Tür und meine Teller standen auch vor der Tür, der Eigentümer war endlich aufgekreuzt! Manche Grundstücksbesitzer kommen nur, um den Mistkübel anzufüllen und rauszustellen, und fahren wieder. Dieser offensichtlich auch. Noch am selben Tag steckte ich ihm einen zusammengerollten, laminierten Suchzettel in die Gartentür und hoffte, er würde sein Grundstück nach einer Katze absuchen und sich bei mir melden.
Aber nichts dergleichen. Am nächsten Tag war der Mistkübel drin, meine Teller wieder draußen und der Suchzettel stand aufrecht in einer Art Ziegelnische auf dem Weg heraußen, gut sichtbar für Vorübergehende. Wenigstens das war eine nette Geste, er hätte den Zettel ja auch wegwerfen können.
Weil sich der Kerl nicht meldete (ich tippe dem Verhalten nach auf einen älteren Mann), setzte ich die Fütterung fort. Das ärgerte dann scheinbar den Grundstückseigentümer, der plötzlich auf sein Grundstück aufzupassen begann. (Oder war es der Nachbar, ein alter Mann, der etwas ungenießbar sein soll?)
Am nächsten Morgen lag mein Suchzettel am Boden, ziemlich ramponiert, wie von Schuhsohlen traktiert, darauf lag ein anderer Zettel, auf dem stand, ich möge die Tiere auf
meinem Grundstück füttern und nicht
bei ihm Ratten anzüchten, ich sollte bitte Rücksicht nehmen, und die Nahrung würden auch einige Tiere vielleicht gar nicht vertragen...
Offensichtlich brachte er den Suchzettel, die vermisste Katze und die Futterteller nicht miteinander in Verbindung? Ein normaler Mensch hätte mich doch angerufen, meine Nummer steht groß und deutlich auf dem Suchzettel, und die Sache wäre in wenigen Minuten geklärt gewesen!
Leider habe ich andere Prioritäten auch noch in meinem Leben und kann mich nicht rund um die Uhr mit Laura beschäftigen, aber ich habe kurz überlegt, ob ich schwerere Geschütze auffahren soll. Das Zivilrecht ist leicht auszuhebeln, wenn ein Lebewesen in Gefahr ist. Ich müsste aber beweisen können, dass Laura in Gefahr ist. Der Eigentümer ist jedenfalls nicht verpflichtet, sein Grundstück nach meiner Katze abzusuchen. Er ist nur verpflichtet, ihr zu helfen, wenn ihr Gefahr droht.
Die Gartentür ist jetzt mit einem Draht "versperrt". Ich füttere nicht mehr, aber ich drehe noch jede Nacht meine Runde dort...
Zwei Tage nach dem Vorfall kam dann ein neuer Hinweis. Eine Dame sagte am Telefon, sie könnte Laura gesehen haben, als sie mit einer "großen Maus im Mund" über ihr Grundstück lief. Die angegebene Adresse ist nicht weit von der anderen entfernt und noch näher bei mir, quasi "zweimal um die Ecke". Auch dort soll es ein unbewohntes Grundstück geben. Die Dame war sich nicht ganz sicher. Ich schickte ihr zwei Fotos von Laura und dann meinte sie, es würde sich wahrscheinlich wirklich um meine Katze handeln.
Das war am Samstag. Die Suche hat bis jetzt nichts ergeben, außer dass ich mir einbildete, zweimal ein leises Miauen gehört zu haben, als ich mit der Leckerli-Schachtel schepperte. Heute wird mir die Dame zeigen, wo genau sie die Katze gesehen hat und in welche Richtung sie lief.
Mein Sohn meint inzwischen, ich sollte Laura draußen lassen, es ginge ihr doch gut, aber mir gefällt der Gedanke nicht so gut...
Ich muss zumindest abklären, ob sie es überhaupt ist. Dann sollte ich versuchen, sie mit Futter zurück zu locken. Ich kann sie doch nicht auf verwilderten Grundstücken hausen lassen?!
Ich war auch schon im Morgengrauen unterwegs. Da machen die Dohlen bereits so einen Lärm, dass man kein Miauen hören könnte.
Bei dieser Hitze schlafen die Leute bei offenem Fenster. Das Scheppern mit den Leckerlis ist weit zu hören.
Für gute Tipps wie zum Beispiel Klebeband um den Baum wickeln, bin ich wirklich dankbar. Die anderen Kommentare nützen mir und Laura nicht viel. Sicher weiß meine Cousine Bescheid. Sie ist oder war auch traurig. Sie hatte Laura doch drei Jahre. Andrerseits ist sie wohl auch froh, dass sie keine unsaubere Katze mehr in ihrer schönen, neu eingerichteten Wohnung hat?
Solange ich nicht den Beweis habe, dass Laura tot ist, werde ich sie weiter suchen. Das ist klar. Ich würde auch einen vermissten Menschen solange suchen, bis ich eine Todesnachricht erhalte. Das lange und intensive Suchen einer Katze scheint aber eher nicht normal zu sein? Auf meinem nächtlichen Rundgang haben mir zwei Anrainer erzählt, dass sie letztes Jahr auch ihre Katzen verloren haben. Sie GLAUBEN, dass sie Opfer der Höhenstraße wurden. Wissen tun sie es nicht. Wenn eine Katze nicht mehr wiederkommt, wird sie nach einiger Zeit für tot erklärt...
Wisst ihr, ob es Katzen-Lockstoffe tatsächlich gibt? Eine geöffnete Sardinenbüchse? Wie weit duftet sie? Meine Stimme ist Laura nicht vertraut. Und die Leckerlis, naja, eine Maus ist vielleicht attraktiver?
Wenn wirklich das Wunder geschehen sein sollte und Laura ist in der Nähe geblieben und hält sich auf verwaisten Grundstücken versteckt und mit Mäusen und Insekten am Leben, dann wird sie mit der Zeit auch verwildern. Es wird dann immer schwerer werden, sie zu erwischen. Zum Glück ist sie wenigstens kastriert!
Ich werde es heute mal mit Sardinen versuchen.

LG